Winkelbeschickung

Der gemessene Kimmabstand lässt sich, wie bereits angedeutet, noch nicht ohne weiteres verwenden. Er muss zunächst beschickt werden.Das bedeutet, dass er um einige vorhersehbare Messfehler korrigiert wird.

Die Atmosphärische Lichtbrechung

Wie im Bild gezeigt, wird jeder aus dem Weltraum kommende Lichtstrahl von der Erdatmosphäre gebrochen. Das bedeutet, dass wir ein Gestirn immer etwas höher am Himmel sehen, als es in Wirklichkeit steht. Die Lichtbrechung macht in den meisten Fällen nicht mehr als ein paar Gradminuten aus. Je kleiner der Kimmabstand, also der Winkel zwischen Gestirn und Kimm ist, desto größer ist die Lichtbrechung. Weil der Luftdruck in den einzelnen Luftschichten sich jedoch ständig ändert, kann man die Lichtbrechung nicht genau vorhersagen, sondern nur annähern.

Die Lichtbrechung steigt mit abnehmenden Kimmabstand. Bei einem Kimmabstand von 90°, wenn das Gestirn genau senkrecht über dem Beobachter steht, beträgt sie 0′. Bei einem Kimmabstand von nur 5° beträgt sie dagegen schon etwa 10′. Weil das jedoch nur eine Annäherung ist, die um ein paar Minuten schwanken kann, ist sie für die Astronavigation zu ungenau. Gemessene Winkel, die kleiner als etwa 20° sind, sollten für die Astronavigation aus diesem Grund nicht verwendet werden.

Berücksichtigung der Augenhöhe

Wie man im Bild erkennen kann, misst der Beobachter A mit dem Winkel Alpha einen größeren Kimmabstand als Beobachter B mit dem Winkel Beta, obwohl beide die gleiche Position auf der Erde haben. Das bedeutet, wir müssen auch noch die Augenhöhe in unserer Winkelbeschickung berücksichtigen.

Beschickung auf den Sonnenmittelpunkt

Zuletzt müssen wir noch den halben Sonnendurchmesser zu dem Winkel hinzu addieren, da wir für die weitere Auswertung den Kimmabstand der Sonnenmittelpunkts benötigen. Der Sonnendurchmesser, also der Winkel zwischen Sonnenunterrand und Sonnenoberrand, beträgt je nach Abstand der Erde zur Sonne ungefähr ein halbes Grad.

Winkelbeschickung mit dem Nautischen Jahrbuch

Das Nautische Jahrbuch (NJ) wird für jeweils ein Jahr vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie herausgegeben. Es beinhaltet alle für die Astronavigation erforderlichen Tabellen. Schauen wir nun in die Tabelle zur Gesamtbeschickung für den Sonnenunterrand aus dem NJ von 1999. Mit dieser Tabelle können wir alle oben genannten Fehler korrigieren.

Angenommen Sie haben den Sonnenunterrand mit einem Kimmabstand von 22° 29′ aus einer Augenhöhe von 2 Metern gemessen. Der Tabelle nach müssen Sie jetzt noch 11,3′ hinzu addieren um den Winkel zu beschicken. In der Regel ist es überflüssig mit Nachkommastellen zu rechnen, weil das Ergebnis dadurch nicht merklich genauer wird. Wir schreiben also:

Die beiden Balken rechts und links von dem Sonnensymbol vor dem Ergebnis bedeuten, dass der Winkel auf den Sonnenmittelpunkt beschickt wurde.

Achtung: Wie bereits gesagt, entsprechen 60 Minuten einem Grad. Das bedeutet, dass 22°55′ + 11′ = 23°06’sind. Nicht: 22°66′ !!!

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